Das wichtigste Ziel der Krankenhaushygiene ist die Vermeidung von Krankenhausinfektionen (sogenannten nosokomialen Infektionen). Hierzu arbeitet im Krankenhaus Neuwerk ein interdisziplinäres Expertenteam fortlaufend an der Umsetzung und Verbesserung krankenhaushygienischer Maßnahmen. 17 hygienebeauftragte Pflegefachkräfte sowie neun hygienebeauftragte Ärzte stehen hierfür im engen Austausch mit den Krankenhaushygiene-Mitarbeitenden.

Die etablierten Instrumente zur Patientensicherheit stützen sich dabei u.a. auf das Infektionsschutzgesetz, die Hygieneverordnung NRW, die Veröffentlichungen des Robert Koch-Institutes sowie berufsgenossenschaftliche Regelungen.

im Operationssaal zieht sich eine Person Gummihandschuhe an.

Unsere Aufgaben

Schulung und Beratung im Krankenhaus

Unsere Krankenhaushygiene-Abteilung ist neben ihrer innerhäuslichen Beratungsfunktion für die folgenden Bereiche zuständig:

  • Weiterentwicklung des Hygieneplans
  • Durchführung von Begehungen und Prozessanalysen (mindestens einmal jährlich je Bereich)
  • hygienische Ersteinweisung neuer Mitarbeitenden
  • regelmäßige Schulungen und Seminare
  • Führen von Infektionsstatistiken und Überwachungsdaten
  • Unterstützung beim Häufungs- und Ausbruchmanagement
  • laufende Beratung der hygienebeauftragten Ärzte und Pflegekräfte
  • Vor- und Nachbereitung der Treffen der Hygienekommission

Unsere Krankenhaushygiene-Abteilung ist werktäglich durchgehend besetzt und unterstützt in allen Belangen der Infektionsprävention auf den Stationen und Funktionsbereichen. Dabei wird sie von dem langjährig erfahrenen Krankenhaushygieniker Prof. Dr. med. Sebastian Lemmen beratend unterstützt.

Krankenhausinfektionen

Gut zu wissen

Was sind Infektionen?

Eine Ärztin und eine Patientin sprechen miteinander. Beide tragen einen Mund-Nasen-Schutz.

Als Nosokomiale Infektion wird jede durch Krankheitserreger (Mikroorganismen) hervorgerufene Infektion bezeichnet, die in zeitlichem bzw. begründetem Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme steht – soweit die Infektion nicht bereits vorher bestand.

Entwickelt sich bei einem Patienten oder einer Patientin während des stationären Aufenthaltes im Krankenhaus eine Infektion, z.B. eine Wundinfektion nach einer Operation, ist dies eine nosokomiale Infektion.

Wenn Krankenhausinfektionen auftreten, sind diese mitunter unvermeidbare Auswirkungen einer medizinischen Behandlung und keine Folge medizinischer oder hygienischer Fehler.

Entstehung

Unterschieden werden zwei Arten von Krankenhausinfektionen: Infektionen, die durch Bakterien ausgelöst werden, die der betroffene Patient selbst am oder im Körper trägt (körpereigene Flora) und Infektionen, die durch körperfremde Bakterien (bzw. andere Mikroorganismen) hervorgerufen werden.

Die körpereigene Flora besteht aus mehreren Millionen Erregern, die in den jeweiligen Körperregionen überwiegend harmlos sind – manchmal sind sie sogar wichtig zum Schutz der Haut oder als Hilfe zur Verdauung. Problematisch wird es, wenn die Bakterien in "falsche" Körperregionen gelangen (beispielsweise in Wunden, die Lunge oder die Harnwege). Vermehren sich die Erreger dort, kann es zu einer Infektion kommen – in diesem Fall also zu einer Krankenhausinfektion.

Heutzutage werden viele medizinische Verfahren und Anwendungen invasiver durchgeführt, als in der Vergangenheit. Eine häufigere Verwendung von Kathetern und Sonden führt zu mehr "Gelegenheiten", bei denen Erreger in sterile Körperbereiche gelangen und eine Infektionsgefahr darstellen können. Therapien, die das Immunsystem unterdrücken, verstärken die Infektionsgefahr zusätzlich.

Einen Zusammenhang zwischen optischen Verschmutzungen wie Staub oder Ablagerungen auf Boden oder anderen, nur selten angefassten Flächen und der Häufigkeit von Krankenhausinfektionen gibt es hingegen nicht.

Ansteckung

Eine Frau trägt eine FFP2-Maske.

Die COVID-19-Pandemie hat allen vor Augen geführt, wie schnell sich hochinfektiöse Erreger auf unterschiedlichen Übertragungswegen verbreiten können.

Aber auch außerhalb von Pandemiezeiten ist gerade in den kalten Monaten das Ansteckungsrisiko für Atemwegsinfektionen und andere Viruserkrankungen erhöht – vor allem bei Menschenansammlungen. Nachfolgend sind einmal die wichtigsten Schutzmaßnahmen für den Alltag aufgeführt:

  • Verhinderung von Kontaktübertragungen

Krankheitserreger werden am häufigsten über Berührungen übertragen. Gerade die Hände spielen hier eine Schlüsselrolle, schließlich fassen wir hiermit über den Tag verteilt unzählige Gegenstände an. Erregeransammlungen auf Oberflächen ("Kontaminationen“) können gerade von häufig angefassten Gegenständen weitergetragen und über die Hände von Mensch zu Mensch verteilt werden. Durchschnittlich fassen wir uns über 80-mal täglich ins Gesicht und bei jeder dieser Berührungen können auch Krankheitserreger insbesondere über Mund- und Nasenschleimhaut aufgenommen werden.

Wirksamste Gegenmaßnahme ist daher eine gute Händehygiene – das gründliche Händewaschen sowie die Händedesinfektion für mindestens 30 Sekunden.

  • Verhinderung von Tröpfchenübertragungen

Gerade die Erreger von Atemwegsinfekten können nicht nur über Berührungen, sondern auch über sogenannte Tröpfchen übertragen werden. Neben einem ausreichenden Abstand von mindestens 1,5 Metern sind das Tragen medizinischer Masken sowie eine adäquate Husten- und Nies-Etikette (in Einmaltaschentücher oder die Armbeuge) die wirksamsten Maßnahmen zur Verhinderung von Tröpfchenübertragungen.

  • Verhinderung der Übertragung von infektiösen Aerosolen

Einige wenige Krankheitserreger können sich auch über längere Distanzen verbreiten (z.B. SARS-CoV-2 in der Coronapandemie). Das passiert, wenn die abgegebenen Tröpfchen ihre Wasserhülle verlieren und infektiöse Aerosole verbleiben. Diese wiederum sind so leicht, dass sie sich im gesamten Raum verteilen. Aus diesem Grund war in der COVID-19-Pandemie gerade der Aufenthalt mehrerer Personen in Innenräumen als risikoreicher eingestuft, als in Außenbereichen. Vor infektiösen Aerosolen schützen nur Atemschutzmasken (FFP2-Masken) und regelmäßiges Lüften.

Um die Erreger von ansteckenden Erkrankungen nicht zu verbreiten ist es vor allem entscheidend, bei eigenen Krankheitssymptomen die eigenen Kontakte zu reduzieren. Daher gilt auch, dass wir darum bitten, von Besuchen Ihrer Angehörigen und Freunde in unserem Krankenhaus abzusehen, wenn Sie sich angeschlagen fühlen oder auch nur leichte Infektanzeichen bei sich feststellen.

Zahlen in Deutschland

Eine genaue Zahl der in Deutschland auftretenden Krankenhausinfektionen liegt nicht vor – auch weil der Zeitpunkt des Infektionsbeginns nicht immer zweifelsfrei zu bestimmen ist.

Stattdessen werden Hochrechnungen zu Rate gezogen, die u.a. auf dem Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System basieren. Hiernach treten in Deutschland jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Krankenhausinfektionen auf (am häufigsten Wundinfektionen nach Operationen, dann Harnwegsinfekte und dann Infektionen der unteren Atemwege).

Die häufigsten Infektionen

Eine Person desinfiziert sich die Hände.

Häufigste Krankenhausinfektionen sind

  • Wundinfektionen nach Operationen.
  • Infektionen der Harnwege (Blasenentzündung),
  • der Atemwege (Lungenentzündung, Bronchitis) und
  • die Sepsis (Blutvergiftung).

Auch Durchfallerkrankungen können im Krankenhaus erworben werden. Auf Intensivstationen ist hierfür am häufigsten die meist mit der Antibiotika-Einnahme in Zusammenhang auftretende Clostridioides difficile Infektion verantwortlich.

Aktion "Saubere Hände"

Händedesinfektion zum richtigen Zeitpunkt rettet Leben und schützt somit die Patientinnen und Patienten. Die richtige Händehygiene ist deshalb ein wichtiger Bestandteil unserer Patientensicherheit und kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten sie richtig umsetzen. Im Rahmen der Aktion "Saubere Hände" leisten wir Aufklärungsarbeit und setzen einheitliche Qualitätsstandards zur Verbesserung der Händehygiene ein. So schützen wir unsere Patienten wie auch unsere Mitarbeitenden!

Multi-resistente Erreger (MRE)

Screening und Schutz vor MRSA und Co.

Screening von MRE

Einer Frau wird mit einem langen Wattestäbchen ein Abstrich aus dem Mund entnommen.

Bei Patienten wird im Rahmen der Aufnahme ins Krankenhaus mit einem MRSA-Screening gezielt nach multiresistenten Erregern (MRE) gesucht. Meist wird hierfür ein Abstrich im Nasen-Rachen-Raum durchgeführt. Unter Umständen (z.B., wenn Wunden vorhanden sind oder wenn der Patient oder die Patientin in den vergangenen Monaten im Ausland behandelt wurde) müssen MRGN-Abstriche auch in anderen Körperregionen abgenommen werden.

Je nach Testergebnis sowie dem spezifischen MRE-Risiko des Patienten setzen wir dann ggf. spezielle Hygienemaßnahmen um, eventuell sogar mit Isolierung in einem Einzelzimmer.

Umgang mit MRSA

Bakterien sind dann antibiotika-resistent, wenn sie sich bei Anwesenheit eines eigentlich wirksamen Antibiotikums weiter vermehren. Als “multiresistent“ werden Bakterien bezeichnet, die gleich gegen mehrere Antibiotika unempfindlich sind (MRE = Multi-resistente Erreger).

Der bekannteste MRE ist der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Weniger bekannt, aber weitaus häufiger vertreten sind die Multi-resistenten gram-negativen Erreger (MRGN). Die MRGN werden noch in der Ausprägung ihrer Resistenzeigenschaften unterschieden – je nachdem, ob sie gegen drei oder vier Antibiotikaklassen resistent sind. Von klinischer Bedeutung sind zudem VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken). Enterokokken sind Bakterien, die meist in der normalen Darmflora des Menschen leben; bei Resistenz gegen das Antibiotikum Vancomycin sind sie von besonderer hygienischer Bedeutung.

Für alle MRE gilt: Meistens treten sie als Besiedlung (Kolonisation) auf. Hierbei leben die Bakterien im oder am Körper des Patienten – ohne dass Krankheitssymptome auftreten. Daher sind auch viele gesunde Menschen unwissentlich und ohne Auswirkungen auf die eigene Gesundheit MRE- “Träger“.

Bedeutend wird es erst, wenn ein MRE eine Infektion auslöst, also z.B. Fieber oder Entzündungen der Harn- oder Atemwege verursacht. Dies kann geschehen, wenn der Patient geschwächt ist und/oder die Bakterien über die Schleimhäute oder Wunden in sensible Körperbereiche gelangen.

Wichtige Ziele der Hygienemaßnahmen liegen daher darin, dass MRE sich nicht im Krankenhaus verteilen und, dass aus Besiedlungen keine Infektionen werden. Denn aufgrund der Antibiotikaresistenz wären diese bei MRE schwieriger zu behandeln.

Mitglied im MRE-Netzwerk

Wir möchten unsere Patienten und auch Mitarbeitenden über antibiotikaresistente Krankheitserreger, Infektionsschutz und Hygiene aufklären. Deshalb sind wir Teil des MRE-Netzwerkes "Eursafety Health-Net"., einem grenzübergreifenden Qualitätsnetzwerk zum Schutz vor Krankenhausinfektionen. Der Gedanke dahinter ist, dass Erreger keine Grenzen kennen, weshalb eine länderübergreifende Zusammenarbeit von Universitäten und Gesundheitseinrichtungen in der deutsch-niederländischen Region initiiert wurde. Das schafft einen übergreifenden Austausch, von dem alle profitieren.

Tipps zum richtigen Händewaschen

So schützen Sie sich und andere vor einer Ansteckung

Tipps für Patienten und Angehörige

Patienten und Angehörige können durch verschiedene Maßnahmen sowohl direkt als auch indirekt Einfluss auf die Verhinderung einer Krankenhausinfektion nehmen. Zu den direkten Maßnahmen zählt beispielsweise die Händehygiene:

  • achten Sie darauf, sich zu folgenden Zeitpunkten die Hände zu desinfizieren oder zu waschen:
    • nach Berührung von möglicherweise kontaminierten Gegenständen
    • nach der Toilettenbenutzung
    • vor allen Mahlzeiten
  • drei bis fünf Milliliter Händedesinfektionsmittel (einmal drücken = 1,5 ml) unverdünnt 30 Sekunden lang in die trockenen Hände einreiben.

Auch der Besuch sollte bei Betreten des Patientenzimmers eine Händedesinfektion durchführen und sollte außerdem darauf verzichten, den Katheter oder das Infusionssystem zu berühren.

Kontakt Krankenhaushygiene

Sie haben Fragen? Wir sind für Sie da!

Ramona Rohrbach

Leitende Hygienefachkraft

Krankenhaus Neuwerk

02161 668 2544
r.rohrbach@kh-neuwerk.de

Jennifer Denise Atkey

Hygienefachkraft

Krankenhaus Neuwerk

02161 668 2551
jd.atkey@kh-neuwerk.de

Chi Cuong Thieu

Krankenhaushygieniker, Arzt

Krankenhaus Neuwerk

02161 668 0
c.thieu@kh-neuwerk.de

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„Room of Error“ trainiert Sicherheitsbewusstsein im Krankenhausalltag

(30.10.2023) Mit viel Freude und Ehrgeiz durchforstet das Team aus Pflegenden und Medizinern den fingierten Patientenraum. Was steht in der Patientenakte? Ist die Infusion richtig? Sind die Medikamente korrekt dosiert? Gibt es Gefahrstellen? Insgesamt zehn Fehler sind im sogenannten „Room of Error“ versteckt. Die Teilnehmenden haben circa 20 Minuten Zeit, diese zu finden.

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Jetzt auf Doctolib: Das Adipositas- und Reflux-Zentrum Niederrhein

(05.06.2023) Einfache Terminbuchung: Um Patientinnen und Patienten künftig die Terminbuchung zu erleichtern und die Mitarbeitenden bei ihren administrativen Tätigkeiten spürbar zu entlasten, nutzt das Adipositas- und Reflux-Zentrum Niederrhein am Krankenhaus Neuwerk jetzt das Online-Terminbuchungssystem von Doctolib.

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Experten-Meinung von Prof. Granderath für wegweisende Leitlinie gefragt

(17.03.2023) Ständiges starkes Sodbrennen – offiziell „gastroösophageale Refluxkrankheit“ genannt – gehört zu den häufigsten organischen Oberbaucherkrankungen: Aufsteigender Magensaft reizt die Schleimhaut der Speiseröhre, diese kann sich entzünden und heftig schmerzen. Darüber hinaus erhöht die Refluxkrankheit bei einem Teil der Patienten das Risiko für eine Krebserkrankung der Speiseröhre.

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