"Die Operation hat mein Leben verändert"

Jetzt endlich über Inkontinenz sprechen

(17.06.2022) Die Behandlung von weiblicher Inkontinenz ist ein umfangreiches Fachgebiet. Die medizinische Therapie ist so individuell wie jede Frau und abhängig von Alter, Lebenssituation, körperlicher und seelischer Verfassung der Patientin und ihrer Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern.

Edith Stöckers liebstes Hobby ist das Wandern. Bei ausgedehnten Spaziergängen im Wald kann sie abschalten und sich von ihrem fordernden Beruf als Anästhesieschwester erholen. Vor ihrer Operation im Krankenhaus Neuwerk arteten diese Ausflüge regelmäßig in Stress aus. „Alle zehn Minuten hatte ich einen solchen Druck auf der Blase, dass ich nicht immer schnell genug hinter einem Baum verschwinden konnte.“ Permanenter Harnverlust, vor allem beim Niesen oder durch körperliche Anstrengung im Beruf – wie beispielsweise beim Anheben der Patienten – belastete sie enorm. Daher entschied sich die 59-Jährige für eine Therapie in der urogynäkologischen Abteilung des zertifizierten Kontinenz- und Beckenboden-Zentrums in Neuwerk.

Die leitende Oberärztin Dr. Asuncion Martin begleitete die Therapie vom Erstgespräch bis zur Operation. „Eine ausführliche Anamnese ist unerlässlich, um ein Gefühl für die Lebenssituation der Frau zu bekommen. Vielen können wir mit konservativen Maßnahmen wie Beckenbodentraining und Elektrostimulation helfen. Wenn wir  operieren, geschieht die Auswahl des Verfahrens immer in Abstimmung mit der Patientin.“ Bei jüngeren Patientinnen würden, wie bei Edith Stöcker, Verfahren ohne Fremdmaterial bevorzugt. Eine Implantation von Fremdmaterial wie Band oder Netz sei vorzugsweise bei älteren Patientinnen mit Mehrfachdiagnose angezeigt. „Hier wählen wir bei Bedarf auch einen abdominalen Eingriff, das heißt einen Bauchschnitt – immer individuell für das beste Ergebnis der Patientin“, so Dr. Martin. Bei Edith Stöcker lagen eine Drang- und eine starke Belastungsinkontinenz, hervorgerufen durch die Absenkung der Blase, vor. „Ich wollte eine schnelle Maßnahme, und das haben Frau Dr. Martin und ihr Team bei der Therapiewahl berücksichtigt“, begeistert sich die Patientin über die Empathie des gesamten Teams. Gemeinsam fiel die Entscheidung auf eine vaginale Senkungs-OP: „Wir haben das Scheidengewebe gerafft, ähnlich als würde man einen Abnäher machen. Innerhalb der Scheide entsteht dann Narbenmaterial, das die Blase stützt und ein erneutes Absinken verhindert“, erläutert Dr. Martin den operativen Eingriff.

Nach einer Schonphase von vier bis sechs Wochen folgt ein durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten angeleitetes Beckenbodentraining. „Die Übungen dienen  dem Muskelaufbau des Beckenbodens und waren sehr effektiv. Ich habe sie heute so verinnerlicht, dass ich sie automatisch in den Alltag integriere, beispielweise  beim Zähneputzen“, erklärt Edith Stöcker ihre täglichen Trainingseinheiten. „Die Operation hat mein Leben verändert und mir eine Lebensqualität zurückgegeben, die ich lange nicht mehr kannte“. Außerdem sehe sie sich wieder als vollwertige Frau – das sei ein gutes Gefühl. Eine Wanderung kann sie auch wieder unbeschwert genießen.

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