Ein Bachelorabschluss für den Kreißsaal

„Überwältigend“, sagen Annika Weisbrod und Ilayda Akcit unabhängig voneinander über die erste Geburt eines Kindes, die sie miterlebten: ein faszinierendes Ereignis, das sie in ihrem Berufswunsch „Hebamme“ bestätigte. Annika Weisbrod und Ilayda Akcit, beide 20 Jahre alt, zählen zu den ersten vier Hebammenstudentinnen, die ihre praktische Ausbildung am Krankenhaus Neuwerk absolvieren. Für die theoretische Hochschulausbildung besteht beginnend mit dem Wintersemester 2020/2021 eine Kooperation mit der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf. Nachdem am 1. Januar 2020 das Hebammengesetz erlassen wurde, ist ein Studium für diesen Beruf verpflichtend.

Es soll die werdenden Hebammen durch wissenschaftliche Erkenntnisse und gleichzeitiges Erlernen praktischer Fertigkeiten der Hebammentätigkeit auf die komplexen Anforderungen des Berufes vorbereiten. Innerhalb von sieben Semestern erhalten die Absolventinnen die staatliche Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Hebamme sowie den international anerkannten Studienabschluss Bachelor of Science.

Seit Anfang dieses Jahres sammeln die vier Studentinnen abwechselnd auf der Wochenstation und im Kreißsaal ihre praktischen Erfahrungen, bereits im vergangenen Herbst starteten sie ihr Studium: „Organisatorisch sehr gut ist, dass wir jedes Semester sowohl eine theoretische als auch praktische Lerneinheit haben“, erzählt Ilayda Akcit. So sei es möglich, das theoretisch Erlernte sofort anzuwenden.

Auf dem Lehrplan für das erste Semester stehen zum Beispiel allgemeine Grundlagen in Anatomie, Medikamentenlehre oder Pflege. Auch in der Praxis geht es zunächst um die „Basics“: Dazu zählt die Einführung in die Gerätebedienung wie Wehenschreiber, Infusor, CTG-Gerät und die Bedienung des Kreißbetts, Blutabnehmen oder mit der Schwangeren Wehen veratmen. „Diese Aufgaben kann ich den Kolleginnen schon abnehmen. Das ist ein gutes Gefühl“, so Annika Weisbrod.

Damit es täglich mehr Aufgaben werden, stehen den Studentinnen für eine fundierte Ausbildung vier Praxisanleiterinnen zur Seite. „Auch die praktischen Einheiten sind von der Hochschule festgelegt und werden dokumentiert“, erklärt Kerstin Kuttner, die Leitende Hebamme im Kreißsaal. Doch gerade in der Geburtshilfe ergebe sich viel aus der aktuellen Situation heraus. „Das, was die Azubi-Kollegin kann, darf sie einbringen.“ Das empfindet auch Ilayda Akcit so. „Wir sind sofort ins Team integriert worden und eine offene Atmosphäre ermöglicht einen wechselseitigen Austausch.“ Kerstin Kuttner bestätigt das Lernen in beide Richtungen. „Auch wir als erfahrene Hebammen profitieren von der Akademisierung der Ausbildung und integrieren das Wissen der Studentinnen gerne – letztlich zum Wohl der werdenden Mutter.“